Donnerstag, 3. November 2016

India’s New Independent Cinema: Rise of the Hybrid

Vergangene Woche hatte ich im Rahmen des Indischen Independent Filmfestivals hier in Frankfurt, die Chance für ein Gespräch mit Ashvin Devasundaram, Dozent für World Cinema an der Queen Mary University in London. Der Autor des ersten Werks zum indischen independent Film "India’s New Independent Cinema: Rise of the Hybrid" stand mir Rede und Antwort zur Gestalt und Bedeutung des unabhängigen indischen Films.

Ashvin und sein Buch im Orfeo's Erben.
Klassischerweise verbinden wir mit indischem Kino vor allem eins: Bollywood. Opulente Filme mit viel Tanz und Gesang, einer nach drei Minuten absehbaren Handlung bei einer Gesamtfilmlänge von etwa drei Stunden, alles perfekter Glanz und Schein bis zum unweigerlichen Happy End. Kritische Themen tauchen am Rande auf, wichtig ist aber die Darstellung einer perfekten Filmwelt. Ashvin weißt darauf hin, dass vor allem die NRI (Not Really Indian/Never Relinquished India1 bzw. eigentlich Non-Resident Indians) diese Filme lieben. Aus der Diaspora zeigt sich ein Bild von einem Land, in dem alle Hürden genommen werden - darüber lässt sich gut eine positive indische Identität aufbauen.

Die unabhängigen indischen Filme sind anders - sie unterscheiden sich nicht nur an der Budgetgröße oder dem Staraufgebot, sie zeigen auch eine ungeschönte Sicht auf die Verhältnisse in Indien (und nach seiner Definition auch in Pakistan, Bangladesh und Sri Lanka) und richten sich primär an ein junges, intellektuelles Publikum in den Großstädten Indiens. Bekannt bei uns sind Filme wie Lunchbox, aktuell ist Parcheed in den Kinos. Das Phänomen der unabhängigen Filme entstand auf der Vorarbeit und unter Einbindung von Elementen aus "postcolonial arthouse, Middle and Parallel Cinema, 1990s urban Hinglish (Hindi with English) films, and also Bollywood". Als die wichtigsten Filme der letzten Jahre in diesem Genre nennt Ashwin Peepli Live (indischer Beitrag zu den Oscars 2010, Sundance und Berlinale Programm), Dhobi Ghat (2010) und der Eyeopener Ship of Theseus (2013). Wenn ihr Zeit, schaut sie euch an!

The book demonstrates how the new Indies are glocal – exhibiting a World Cinema global aesthetic in terms of form and style, but firmly rooted in local stories and content. In other words, it is possible to spot in the Indies, a fissiparous pan-global assortment of filmmaking styles, codes, tropes and grammar. These range in influence from Jean-Luc Godard, Satyajit Ray, Takashi Miike, Wong-Kar-wai, Gaspar Noé, and Mohsen Makhmalbaf to Ken Loach and Alfred Hitchcock. However, the beating heart of these films pumps with themes and issues which are unequivocally Indian. 2
India’s New Independent Cinema: Rise of the Hybrid
Neben den vielfältigen Einflüssen, die einen eigenen Stil zeigen, setzen die unabhängigen Filme aber auch auf Marketing um Aufmerksamkeit zu bekommen.

A good example of these two factors is Aamir Khan's capitalisation on his Bollywood star status to rigorously promote Peepli Live, eventually ensuring its commercial success, both in India and abroad. The film's marketing strategy in India ran the gamut of advertising across TV, print, radio, social media.3
Im Nebensatz verrät mir Ashvin, dass PK, ein ganz klassischer Bollywoodfilm mit Aamir Khan in der Hauptrolle trotz allem zu seinen liebsten Filmen gehört. Außerdem empfiehlt er mir noch den kritischen Mr. and Mrs. Iyer, der die Spannungen und Gewalttaten zwischen Hindus und Moslems in Indien zeigt. Wenn ihr mehr zum indischen unabhängigen Film wissen wollt, könnt ihr entweder das Buch von Ashvin kaufen - oder einfach mal auf Google Books rein lesen.

An dieser Stelle herzlichen Dank an Ashvin für seine Zeit und an Petra Klaus, die Organisatorin des indischen Filmfestivals, die dieses Gespräch ermöglicht hat.

1  Vgl. Tharror, Shashi: India: From Midnight to the Millennium and Beyond.
2  Siehe http://www.litro.co.uk/2016/10/defiantly-different-indias-new-indies-kindling-indian-cinema-revolution/.
Devasundaram, Sahvin: "India's New Independent Cinema: Rise of the Hybrid", London 2016, S.23.

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