Dienstag, 17. Mai 2011

Der Weg ist ...

"Obwohl ich viel gereist bin, bin ich ein schlechter Reisender. Ein guter Reisender besitzt die Fähigkeit, sich überraschen zu lassen. [...]
Wenn er einen ausgeprägten Sinn für das Absurde besitzt, wird er steten Grund zum Lachen darin finden, daß die Menschen um ihn herum nicht die gleichen Kleider tragen wie er, und nie wird er das Erstaunen darüber verwinden, daß sie womöglich mit Stäbchen essen statt mit Gabeln oder mit einem Pinsel schreiben statt mit einem Stift. [...]

Ich aber nehme die Dinge so schnell als gegeben hin, daß es mir nicht gelingen will, in meiner neuen Umgebung irgend etwas Ungewöhnliches zu entdecken. [...]
Mir scheint es ebenso selbstverständlich, mit einer Rikscha zu fahren wie mit einem Automobil, auf dem Boden zu sitzen wie auf einem Stuhl, daß ich vergesse, etwas Seltsames und Ungewöhnliches zu tun.
Oft bin ich meiner selbst überdrüssig und habe das Gefühl, daß ich durch das Reisen meine Persönlichkeit erweitern und mich dadurch ein wenig verändern kann.
So bringe ich von einer Reise nie das gleiche Selbst wieder zurück mit dem ich aufgebrochen bin."

Maugham, W. Somerset: "Von Rangun nach Hai Phong" in "Tintenfass" 27, Zürich 2003, S.283.

1 Kommentar:

  1. Ob reisen oder Theater spielen, musizieren oder Bücher lesen, Bilder malen oder mit Tieren sprechen - all diese Tätigkeiten fordern deine Phantasie und deinen Unternehmungsgeist, so dass du eine Ahnung davon entwickeln kannst, wieviel andere Leben außer deinem eigenen noch möglich wären.

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